Die Green Claims Richtlinie der EU
Ein neuer Richtlinienentwurf der EU-Kommission zu “Green Claims” soll dafür sorgen, dass im Rahmen des europäischen Grünen Deals, dass Unternehmen, die Greenwashing betreiben stärker bestraft werden und dass keine unbegründeten Umweltaussagen über Produkte mehr getroffen werden können.
Nach dem Vorschlag zur EU Green Claims Verordnung müssen Unternehmen sicherstellen, dass alle umweltbezogenen Aussagen über ihre Produkte oder Dienstleistungen klar und präzise sind und auf soliden Beweisen beruhen. Dies gilt auch für Angaben über den CO2-Fußabdruck, die Energieeffizienz, die Wiederverwertbarkeit und die biologische Abbaubarkeit des Produkts. Außerdem müssen die Unternehmen ihre Behauptungen mit spezifischen Informationen untermauern, z. B. mit wissenschaftlichen Studien oder Zertifizierungen durch Dritte.
Greenwashing zu erkennen ist nicht immer leicht. In diesem Artikel erklären wir genau was Greenwashing ist, wie es sich manifestieren kann und wie du dafür sorgen kannst, nicht in die Greenwashing Falle zu tappen.
Inhalt
3. So vermeidest du Greenwashing als Unternehmen
4. So erkennst du Greenwashing
Was ist Greenwashing?
Greenwashing ist ein Begriff, der die Praxis von Unternehmen oder Organisationen beschreibt, die falsche oder irreführende Behauptungen über die ökologischen Vorteile ihrer Produkte, Dienstleistungen oder Praktiken aufstellen. “Green” bezieht sich auf die Vorstellung, dass diese Unternehmen sich als umweltfreundlich darstellen, während "washing" (“waschen”) bedeutet, dass negative Aspekte ihrer Tätigkeit verborgen oder verschleiert werden sollen.
Greenwashing kann viele Formen annehmen, von der Verwendung vager oder zweideutiger Begriffe wie "umweltfreundlich" oder "grün" ohne konkrete Belege für diese Behauptungen bis hin zu irreführenden Aussagen über die Umweltauswirkungen von Produkten oder Dienstleistungen. Ein Unternehmen kann zum Beispiel ein Produkt als "natürlich" oder "biologisch" vermarkten, obwohl es schädliche Chemikalien enthält oder auf eine Weise hergestellt wird, die nicht umweltverträglich ist.
Greenwashing ist daher ein moralisches Problem, weil es den Verbraucherinnen und Verbrauchern vorgaukelt, dass diese eine umweltbewusste Entscheidung treffen, obwohl das letztlich nicht der Fall ist. Dies kann zu einem Mangel an Vertrauen in Unternehmen führen, die Greenwashing betreiben, und zu einem Mangel an Fortschritt bei der Bewältigung der dringenden Umweltprobleme, mit denen unser Planet konfrontiert ist. Auch wenn Greenwashing schwer zu erkennen sein kann, ist es wichtig den meisten umweltfreundlichen Aussagen mit Skepsis zu begegnen und sich nicht durch Marketingstrategien in die Irre führen zu lassen, denn Greenwashing ist das Gegenteil von Nachhaltigkeit und muss bekämpft werden.
Greenwashing beschreibt den Versuch (von Firmen, Institutionen), sich durch Geldspenden für ökologische Projekte, PR-Maßnahmen o. Ä. als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen
Green Washing Taktiken
Greenwashing ist allen voran eine irreführende Marketingtaktik, die Produkte oder Dienstleistungen umweltfreundlicher erscheinen lassen soll, als sie tatsächlich sind. Verschiedene Taktiken des Greenwashing sind:
- Falsche Etikettierung: Viele Unternehmen bezeichnen ihre Produkte als "natürlich", "biologisch" oder "umweltfreundlich", auch wenn diese mit schädlichen Praktiken verbunden sind oder nur teilweise kompostierbar sind oder schädliche Chemikalien enthalten.
- Irrelevante Behauptungen: Besonders interessant sind irrelevante Behauptungen über ein Produkt. Ein Unternehmen kann z.B. behaupten, dass sein Produkt "FCKW-frei" ist, obwohl das Ozonschicht abbauende FCKW seit den 1990er Jahren verboten ist, was nicht allen Verbraucher*innen klar ist. Das Unternehmen wirbt also mit einem Fakt, der nichts über die tatsächlichen Umweltauswirkungen des Produktes verrät.
- Vage Behauptungen: Unternehmen können vage oder zweideutige Behauptungen aufstellen, die schwer zu überprüfen oder zu quantifizieren sind, wie z. B. "umweltfreundlich" oder "nachhaltig".
- Partieller Umweltschutz: Einige Unternehmen konzentrieren sich bei der Vermarktung ihres Produkts auf ein einziges umweltfreundliches Merkmal (z. B. die Verwendung von recycelten Materialien), während sie dabei andere umweltschädliche Aspekte ihres Produktionsprozesses ignorieren.
Greenwashing Beispiele
Seitdem die Nachfrage nach Nachhaltigkeit und umweltfreundlichen Produkten den Verbraucher*innen wichtiger denn je ist, versuchen zahllose Firmen mit ökologischen Materialien, Praktiken oder Prozessen zu werben.
Ein besonders bekannter Fall von Greenwashing wurde 2015 in Deutschland aufgedeckt und ist seitdem auch als VW-Abgasskandal bekannt geworden. Hier wurde Volkswagen beim Betrug bei Abgastests für seine Dieselmotoren erwischt, was zu einem Eklat führte, da Volkswagen seine Dieselfahrzeuge als umweltfreundlich vermarktet hatte. In Wirklichkeit stießen diese jedoch viel mehr Schadstoffe aus, als gesetzlich erlaubt war. Der Fall führte sogar zu der Wortneuschöpfung “Volkswagening”.
Mit der Wortkreation Volkswagening wird ein Verfahren umschrieben, das in der Industrie in etwas abgewandelter Form seit Längerem gang und gäbe ist. Insider nannten diese Form des Betrugs am Konsumenten bislang Greenwashing.
Doch nicht nur in der Autoindustrie, auch in der Modeindustrie ist Greenwashing ein wichtiges Thema. Der Fast-Fashion-Produzent H&M rühmt sich mit einer sogenannten Conscious Collection und bietet Prämien für das Recycling alter Kleidung an. Dem Unternehmen wird durch seine Praktiken vorgeworfen, auf trügerische Weise versucht zu haben, aus dem nachhaltigen Verbrauchertrend Kapital zu schlagen, weshalb gegen das Unternehmen nun schon mehrfach Klage eingereicht worden war.
Generell steht die Fast-Fashion-Industrie in keinem guten Licht da, denn abgesehen von irreführenden Green Claims, sind die Arbeitsbedingungen in den produzierenden Fabriken der Modegiganten Zara oder H&M katastrophal, worauf ein Fabrikeinsturz in Bangladesh, der 1100 Menschenleben forderte, 2013 aufmerksam machte.
Auch der Gigant Nestlé ist seit einigen Jahren ein Dorn im Auge vieler Verbraucher*innen. Das Schweizer Unternehmen wird nicht nur wegen Wasserausbeutung oder Regenwaldzerstörung angeklagt, sondern macht sich auch durch Greenwashing unbeliebt. In einem Bericht der Changing Markets Foundation aus dem Jahr 2019 wurde festgestellt, dass Nestlé nicht genug unternimmt, um die Verwendung von Einwegplastik zu reduzieren und nicht transparent ist, was seine Auswirkungen auf die Umwelt betrifft.
Doch nicht nur große Konzerne, auch kleine Firmen und sogenannte Small Businesses, die sich durch ihre Nachhaltigkeit einen Namen machen wollen, machen sich häufig des Greenwashings schuldig, um einen größeren Kundenkreis zu erreichen und ihre Bemühungen zum Umweltschutz anzupreisen. Wie du umweltfreundlich agieren kannst und Greenwashing und tatsächliche Nachhaltigkeit voneinander trennst, erklären wir dir hier.
So vermeidest du Greenwashing als Unternehmen
Um Greenwashing zu vermeiden, solltest du zunächst ein Umweltschutzmanagment einführen und deine Umweltschutzpraktiken transparent machen. Das bedeutet, dass du genaue Angaben zu den Umweltauswirkungen deiner Produkte und Dienstleistungen machen musst. Verwende keine vagen oder irreführenden Formulierungen, die missverständlich sein könnten. Lege stattdessen Belege für deine Umweltaussagen vor, z. B. Zertifizierungen, Laborberichte oder Studien.
Als Unternehmer solltest du dich darum bemühen, deine Produkte oder Dienstleistungen im Laufe der Zeit schrittweise zu verbessern. Teile deinen Kunden und Interessengruppen deine Fortschritte mit, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufzubauen.
Vermeide es, übertriebene oder falsche Behauptungen über die Umweltvorteile deiner Produkte oder Dienstleistungen aufzustellen. Halte dich an konkrete Begriffe, die den Umweltnutzen deiner Produkte oder Dienstleistungen genau beschreiben. Auch wenn dein Produkt so auf den ersten Blick und bis du Verbesserungen eingeführt hast noch nicht das umweltfreundlichste ist, kannst du deiner Kundschaft gebührenden Respekt entgegenbringen und dafür sorgen, dass du ehrlich handelst.
So erkennst du Greenwashing
Es ist nicht immer leicht, Greenwashing als solches zu erkennen, da wir mit unserem Kaufverhalten so wenig Schaden wie möglich anrichten wollen und Firmen und Unternehmen glauben möchten, wenn sie behaupten, sie täten das Beste für die Umwelt. Dadurch dass Umweltschutz jedoch zu einer Art Trend geworden ist, ist es schwer die Unternehmen, die tatsächlich nachhaltig handeln von denen zu trennen, die nur ihr Image aufbessern und Kunden anlocken möchten.
Möchtest du Greenwashing erkennen, ist eine gesunde Skepsis nötig, vor allem wenn wir Werbung begegnen. Unternehmen möchten leider weiterhin in erster Linie ihre Produkte vermarkten und Geld verdienen, weshalb Umweltschutz in vielen Fällen ein Nebenprojekt oder gar ein Hindernis darstellt.
Sei also besonders vorsichtig bei Produkten oder Dienstleistungen, die ihre Umweltvorteile mit einer vagen oder irreführenden Sprache beschreiben. Wenn ein Produkt zum Beispiel behauptet, "ganz natürlich" zu sein, bedeutet das nicht unbedingt, dass es umweltfreundlich oder nachhaltig ist.
Ein guter Indikator für Greenwashing sind fehlende Beweise, denn wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung ökologische Behauptungen aufstellt, ohne sie mit Beweisen zu untermauern, kannst du in der Regel davon ausgehen, dass die Aussage fabriziert oder verzerrt worden ist. Achte also auf Zertifizierungen Dritter, wissenschaftliche Studien oder andere glaubwürdige Quellen, die die Umweltaussagen des Produkts unterstützen.
Achte vor allem auch auf Produkte oder Dienstleistungen, die übertriebene oder unrealistische Behauptungen über ihre Umweltvorteile aufstellen. Wenn ein Produkt z.B. behauptet, es sei "100% umweltfreundlich", ist das wahrscheinlich eine Übertreibung und sollte dich zum Nachdenken anregen.
Die wenigsten Produkte werden ihren Werbeaussagen gerecht und letztendlich ist es am besten, wenn wir alle unseren grundsätzlichen und übermäßigen Konsum einschränken, um die Umwelt zu schützen. Vermeide offensichtliche Greenwashing-Kampagnen und bilde dir deine eigene Meinung durch Recherche, um Greenwashing zu erkennen und zu vermeiden. Nur so können wir Greenwashing verbannen und Nachhaltigkeit fördern.