Was versteht man unter der Beobachtung eines Kindes?
Beobachtungen in der Krippe, im Kindergarten, der Kindertagesstätte oder im Hort sind eine Methode, um Erzieher*innen und Eltern bei der Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der frühkindlichen Entwicklung zu unterstützen. Mit einer Mustervorlage gelingt die Beobachtung und kann sauber dokumentiert werden.
Ähnlich wie die Unterrichtsbeobachtung, kann die Beobachtung im Kindergarten dabei unterstützen Problembereiche zu identifizieren und Entwicklungserfolge von Kindern zu verbessern. Damit du dir dies besser vorstellen kannst, stellen wir dir heute unsere Checkliste zur Beobachtung im Kindergarten mit Beispielen vor.
Die Beobachtung im Kindergarten gehört zu den wichtigen Aufgaben von Erzieher*innen und wird auch in den Bildungsplänen der Länder als wichtiges Element in der Kinder- und Jugendförderung thematisiert.
Beobachtungen eines Kindes sind strukturierte und zielorientierte Prozesse, die Erzieher*innen darüber informieren, wie die Kinder sich entwickeln, wie sie sich beschäftigen und wie sie daraufhin gefördert werden können. Beobachtung und Dokumentation sind also unerlässlich für eine professionelle Kinderbetreuung und Observation der jeweiligen Entwicklungsstände.
Man unterscheidet zwischen einer teilnehmenden und nicht-teilnehmenden, sowie zwischen einer verdeckten und offenen Beobachtung, denn diese Elemente beeinflussen die Ergebnisse. Spielst du während der Beobachtung mit dem Kind und nimmst aktiv Teil, erhälst du andere Ergebnisse und Eindrücke, als wenn ein Kind weiß, dass es beobachtet wird. Es wird sich dann vielleicht nicht natürlich geben.
Durch Beobachtungs- und Dokumentationsprozesse im Kindergarten können sich Erzieher*innen den jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder strukturiert vor Augen führen. Eine Dokumentation dieser Beobachtungen im Kindergarten mit Beispielen ist aber auch hilfreich für Gespräche mit den Eltern und kann auch für das Kind selbst förderlich sein. Es können beispielsweise folgende Dinge beobachtet und protokolliert werden:
- die Eingliederung des Kindes
- die Lernbereitschaft des Kindes
- die sozialen Bindungen des Kindes
- Verhalten des Kindes
Besonders wertvoll ist die Beobachtung, wenn sie mit einem Portfolio gepaart wird, welches spezifisch für und mit dem betreffenden Kind angelegt wird. Denn reine Beobachtungen oder Gespräche mit den Eltern sind zwar wertvoll, notwendig und wichtig, aber sie reichen nicht aus um die Selbstbildungsprozesse des Kindes zu unterstützen. Auf diese Weise schaffen Beobachtungen und Dokumentationen in Kombination mit einem Portfolio ein ganzheitliches Beobachtungskonzept.
Für ein solches Portfolio werden Mappen für jedes Kind angelegt, in denen Fotos, Bastelarbeiten und Ergebnisse des Entwicklungsprozesses gesammelt werden. Somit können Kinder sich auch aktiv selbst am Sammelprozess beteiligen und ihre eigenen Fortschritte dokumentieren und nachverfolgen.
Aufgrund dieser Basis lernen Kinder sich mit ihrer eigenen Identität, ihren kreativen Fähigkeiten und Interessen auseinanderzusetzen. Diese Portfolio-Mappe dient nicht als Vergleichsmittel, sondern stellt immer das individuelle Kind, und besonders dessen Stärken, in den Vordergrund. Wichtig ist, dass die Kinder selbst entscheiden, welche Elemente, Informationen und Werke ihr Portfolio enthalten soll.
Beobachtung eines Kindes: Beispiele und Methoden
Die Dokumentation der Kinderbeobachtung sollte so detailliert wie möglich sein, damit die Beobachtung ihren gewünschten Zweck erfüllen kann. Hier sind einige Beispiele für Methoden der Kinderbeobachtung, die dir dabei helfen können deine Beobachtung zu planen und zu strukturieren:
- Anekdotische Beobachtung: Mit dieser Methode kannst du über einen längeren Zeitraum ein Kind, aber auch die gesamte Gruppe beobachten, indem du entweder ein Momentprotokoll erstellst oder im Nachhinein ein Erinnerungsprotokoll verfasst. In diesem Protokoll hältst du neben Datum, Zeit und Situation deine Beobachtungen und deine Interpretation derselben fest. Was hat das Kind gesagt oder getan? Wie sah dessen Körpersprache oder Mimik aus?
- Lerngeschichten: Sogenannte Lern- oder Bildungsgeschichten enthalten Informationen über Fähigkeiten und Interessen des betreffenden Kindes und bezeugen wie Kinder sich bilden, und welche Erfahrungsräume Kindergärten oder Kindertagesstätten bieten können. Du schreibst Lerngeschichten auf der Grundlage deiner Beobachtungen, indem du eben eine Geschichte über das Kind in einem bestimmten Szenario und über dessen Entscheidungen und Erlebnisse berichtest.
- Arbeitsproben: Das sind Gemälde, Tonfiguren, Zeichnungen, Ausschnitte, Schriften und andere Kreationen des Kindes. Du kannst dazu schreiben unter welchen Umständen das Werk entstanden ist und dokumentieren, wie der Kreationsprozess abgelaufen ist. Einige dieser Werke können auch vom Kind für dessen Portfolio ausgewählt werden.
- Fotos: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und Eltern finden es besonders schön, Fotos ihrer Kinder zu sehen, die ihre Entwicklung auch außerhalb des Elternhauses dokumentiert. Füge einige Zeilen Text zu den Bildern hinzu, um festzuhalten wo, wann und zu welchem Ereignis das Foto aufgenommen worden ist.
Dokumentationen über die Beobachtung eines Kindes schreiben
Damit eine Beobachtung im Kindergarten standardisiert erfasst, analysiert und interpretiert werden kann, ist es wichtig, dass dein Bericht deutlich formuliert und klar strukturiert ist.
Notiere in einem ersten Schritt Rahmeninformationen über die Beobachtung, aber auch über das Kind. Dazu gehören das Datum, die Uhrzeit und die Länge der Beobachtung, ebenso wie eine kurze Situationsskizze, bevor die diese Angaben durch den Namen des Kindes, ebenso wie das genaue Alter (Jahre + Monate) ergänzt. Eine präzise Angabe ist hier besonders wichtig, da bei sehr jungen Kindern Entwicklungen rasant passieren und in nur wenigen Wochen große Entwicklungssprünge gemacht werden können. Wenn das Kind irgendwelche Besonderheiten aufweist (Krankheiten, emotionale Belastung durch z.B, Trennung der Eltern, einen Umzug), dann notiere auch dies, denn es hilft die Situation einzuordnen und Ereignisse besser verstehen zu können.
Versuche so präzise wie möglich in deinen Beobachtungen und Notizen zu sein. Dazu gehören konkrete Zeitangaben (Wie viele Minuten lang ist das Kind mit einer bestimmten Aufgabe beschäftigt?), ebenso wie eine möglichst neutrale Sprache. Vermeide also subjektive Einschätzungen und wertende Worte (“Er verzieht beleidigt das Gesicht”). Stütze dich deshalb im Idealfall auf die Fragewörter Wer?, Wo?, Wann?, Was? und Wie?, um deine Beobachtungen zu strukturieren. Wieso ein Kind etwas getan hat ist für die reine Beobachtung unerheblich und lädt zu Interpretationen ein.
Erst nachdem du deine Beobachtungen so präzise wie möglich notiert hast, ist es Zeit für eine Bewertung. Stütze dich auf deine eigenen, aber auch auf vorhergehende Beobachtungen und versuche Entwicklungen zu erkennen. Konzentriere dich hierbei vor allem auf die Stärken des Kindes.
Da eine Beobachtung unterschiedliche Ziele haben kann, gibt es keine vorgeschriebene Vorgaben, dennoch gibt es einige Kriterien, die in den meisten Fällen beachtet werden sollten:
- Nimm dir Zeit für deine Beobachtung und sorge dafür, dass du ungestört bist und dabei natürlich auch deine Aufsichtspflicht nicht verletzt. Während du dich auf eines der Kinder konzentrierst, können Kolleg*innen sich um den Rest der Gruppe kümmern.
- Beim Notieren deiner Observationen ist es wichtig, dass du diese so wortgenau aufnimmst, wie möglich. Zitiere, übernimm Lautfehler und mache dir, falls relevant, Notizen über Mimik, Gestik und sonstige Körpersprache. So entsteht eine ganzheitliche Momentaufnahme.
- Versuche so objektiv wie möglich zu bleiben, um Verfälschungen oder Einflüsse zu vermeiden. Versuche zu beschreiben und alle Vorurteile außen vor zu lassen.
- Nachdem deine Beobachtung beendet ist, analysierst und interpretierst du die Daten. Lass dir hierbei nicht zu viel Zeit, damit die Eindrücke noch so frisch wie möglich sind und du pädagogische Aussagen und Entscheidungen treffen kannst.
- Kommuniziere mit deinen Kolleg*innen und schaut, ob ihr gewisse Situationen ähnlich wahrgenommen habt, oder ob jemand ein Ereignis auf andere Weise interpretiert.
- Je mehr Beobachtungen du schreibst, desto besser wirst du in deinen Notizen, denn Übung macht den Meister. Probiere auch andere alltägliche Situationen, an denen keine Kinder beteiligt sind zu observieren, um deinen Blick zu schulen.
Mögliche Fehlerquellen bei der Beobachtung im Kindergarten
Wie bei jeder Dokumentation durch Menschen, können eigene Meinung oder situationsbedingte Ereignisse die Ergebnisse einer Beobachtung verfälschen. Aus diesem Grund bleibt es wichtig sich mit anderen Erzieher*innen auszutauschen, um folgende mögliche Beobachtungsfehler zu vermeiden:
- Halo-Effekt: einzelne Eigenschaften erzeugen einen Gesamteindruck. So werden ungepflegt aussehende Kinder beispielsweise für weniger intelligent gehalten.
- Biografie-Effekt/Projektionsfehler:Die eigene Biografie beeinflusst das Bild des Kindes.
- Milde-Effekt:Sympathie gegenüber dem Kind verschiebt die Beobachtung.
- Strenge-Effekt:Vorheriges aufmüpfiges oder negatives Verhalten beeinflusst die Objektivität unvorteilhaft.
- Kontrast-Effekt:Beobachtet man zunächst ein eher aktives Kind, so wirkt ein zurückhaltendes unter Umständen schüchterner.
- Selbsterfüllende Prophezeihung:“Typisches” Verhalten wird erwartet und untypisches übersehen
- Kontrastfehler:Ausschließlich Verhalten, welches im Kontrast zur Persönlichkeit steht wird wahrgenommen.
Die Vorteile einer Beobachtungscheckliste für den Kindergarten
Damit Beobachtungen leichter notiert werden können, sind Vorlagen und Checklisten im Kindergarten ein durchaus nützliches Werkzeug zur Dokumentation. So werden beispielsweise wichtige Rahmeninformationen (z.B. Name des Kindes, Datum, Name der Erzieher*innen) bei der Aufnahme nicht vergessen werden.
Zudem können auch Basisinformationen so direkt abgehakt werden, ohne dass diese ausführlich von der observierenden Person niedergeschrieben werden müssen. Einfache ja oder nein Fragen bieten sich hierbei natürlich besonders an, z.B. “Ist das Kind sich bewusst, dass es beobachtet wird?”.
Außerdem kann eine Checkliste auch Fragen stellen, die die Beobachten leiten können und anhand derer sich orientiert werden kann. Auf diese Weise wird vermieden, dass bestimmte Punkte vergessen werden und die Erzieher*innen können sich voll und ganz auf ihre Beobachtungen konzentrieren.
Da Portfolios als Ergänzung und Vervollständigung des Beobachtungsprozesses dienen und nicht minder wichtig sind, kann es auch hier sinnvoll sein Vorlagen zu verwenden. Zwar soll hier auch Individualität zählen, aber für Steckbriefe oder ähnliche Elemente können auch hier Vorlagen für die Kinder verwendet werden.
Mit digitalen Checklisten bessere Beobachtungen durchführen
Lumiform bietet dir eine flexible Desktop-Software und App, die dich bei deinen Beobachtungen im Kindergarten unterstützt. Erstelle individuelle digitale Beobachtungsbögen und -formulare für Gruppen, Kinder o.ä. und nutze die gesammelten Daten und die automatische Analyse, um zu interpretieren und zu entscheiden, wie weiter vorgegangen werden soll. Mit transparenten Daten lassen sich Vergleiche von Ergebnissen leichter anstellen und es können noch objektivere Ergebnisse erzielt werden.
- Erstelle mit dem flexiblen Formularbaukasten Checklisten einfach und passe sie jederzeit per Drag-and-Drop an.
- Stütze dich auf eine umfangreiche Auswahl an Vorlagen aus unserer Bibliothek – einfach runterladen und sofort einsetzen.
- Wähle in der Checkliste Antworttypen wie Multiple-Choice, Kontrollkästchen, Ja/Nein oder Lang- und Kurztextantworten aus, um sicherzustellen, dass du die benötigten Daten erhältst und den Rest herausfilterst.
- Füge während einer Beobachtung Fotos und Anmerkungen hin, um deine Ergebnisse anschaulicher zu gestalten.
- Generiere automatisch Berichte, damit du die Informationen sofort an die relevanten Erzieher*innen weitergeben kannst und somit die Transparenz verbesserst.